Statement

„Wenn ich die Geschichte in Worten erzählen könnte, brauchte ich keine Kamera herumzuschleppen.“ Lewis W. Hine

Im Mittelpunkt meiner künstlerischen Auseinandersetzung steht der Mensch in seinen verschiedenen Lebenswelten und Realitäten. In welchen Verhältnissen und Bezügen er lebt, was ihn erfüllt, was sein So-Sein prägt und mit welchen Verhinderungen er zu kämpfen hat, das interessiert mich. Ich versuche verschiedene Lebenssituationen aufzugreifen und in mein Blickfeld zu rücken. Es sind alltägliche Orte sozialen Lebens, ob hier oder in der Fremde, die mich beschäftigen.

Um mehr über die Menschen zu erfahren beobachte ich und versuche ihren persönlichen Ausdruck kennen zu lernen, ihre Ausstrahlung oder ihre Körperhaltung, aber auch ganz konkret, über das, was sie mir erzählen.

Bei dieser Bestandesaufnahme ist die Frage nach meiner Projektion und meiner Wirklichkeit zentral. Hier löse ich mich von der Absicht soziokultureller Dokumentation. Ich konfrontiere die gemachten Beobachtungen mit meiner eigenen Lebensrealität und meiner Sicht der Dinge, mittels digitaler Weiterverarbeitung der Photografie. Durch diese Konfrontation versuche ich meine eigenen Empfindungen und Sichtweisen, die gebunden sind an Geschichten, soziale Bezüge, an meine Lebensbedingungen, zu hinterfragen und durch das fremde Gegenüber zu neuen veränderten Betrachtungsweisen zu gelangen, die in ihrer neuen Gestalt (-ung) für mich persönlich sinnstiftend werden.

Ich visualisiere meine Wahrnehmungen, stelle soziale Beziehungsrahmen her und setze so die Menschen und Bildobjekte in einen neuen Kontext. Es geht mir dabei um eine Aussage, die Partei für den Menschen, das Menschsein und seine Verletzlichkeit ergreift, den Blick von festgesetzten Bildern aus der Medienwelt und Vorurteilen löst, um eine Annäherung an das uns Fremde, Unbekannte und kulturell Andersartige.

Mein Gestaltungswille liegt darin, über den sichtbaren Ist-Zustand hinaus zu einer anderen Form von Wirklichkeit zu gelangen. Dies geschieht z.B. über die Einbeziehung bildfremder Objekte, durch Überlagerung von Realitätsebenen, durch Verfremdungen und Farbveränderungen. Es ist wie auf der Bühne: Die von mir ausgewählten und integrierten Texte treten in einen Dialog mit den Dargestellten Personen und Objekten, oder sie reiben sich aneinander, oder ihre prägende Wirkung zeigt sich im Hintergrund.

Die ausgewählten Texte beschreiben überwiegend strikte Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern, Macht– und Unterwerfungsstrategien oder religiös politische Diskussionen die z.B. ein Scheitern von Ideologien beschreiben. Sie fordern auf zur Auseinandersetzung mit Vorurteilen und Rollenklischees. Meinen Arbeiten liegt ein sozialkritischer und politischer Ansatz zu Grunde und die Lust Perspektiven in meinen Bildern auszudrücken.

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